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Pressespiegel |
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Sexuelle, erotische und sinnliche Reize | |||||
Für
den Künstler Günther Wilhelm gibt es kein Tabu. Wenn er in der Scharpf-Galerie
in Ludwigshafen das Thema Sexualität und Erotik in Zeichnung und Radierung
behandelt, fällt der symbolische Schleier, der die Objekte der Begierde
oftmals umgibt. Mit anderen Worten, Wilhelm bevorzugt neben der metaphorischen,
die wilde Phantasien auslösen kann, eine direkte Darstellung. Sie führt
zur Reflexion über unsere verdinglichten Lebensbeziehungen. Frauen,
reduziert auf bestimmte Körperteile, werden für den Mann erst interessant,
in dem sie sich in Korsette zwängen oder sich fügen Reizwäsche zu tragen.
Wilhelms Provokationen, die auch aus seinen Skulpturen sprechen, zwingen
zu einer unmittelbaren Auseinandersetzung. Der Absolvent der Werkkunstschule Mannheim ist gebürtiger Ludwigshafener, Jahrgang 1949. Er arbeitet freiberuflich nun schon zehn Jahre, demnächst wieder in Worpswede. Wer sich in der Scharpf-Galerie den Bildern, Objekten und ganz besonders den farbigen Radierungen stellt, wird das Gefühl nicht mehr los, nun aber wirklich alles gesehen zu haben, was mit Sexualität heute zu tun hat. |
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Blick hinter die Fassade | |||||
Günther Wilhelm in der Scharpf-Galerie | |||||
Günther
Wilhelm, 1949 in Ludwigshafen geboren, seit 1974 freischaffender Künstler,
ist ein begabter Radierer, wohl einer der begabtesten der Region. Faszinieren
seine Radierungen durch ihren Bildaufbau und ihre technische Perfektion,
so stoßen die Bildinhalte eher ab. In ihnen manifestiert sich ein krankes,
verqueres und geknebeltes Bewußtsein: der unfreie Sexismus eine zwischen
Vermarktung und Moralisierung verunsicherten Gesellschaft. Die Scharpf-Galerie zeigt einen Überblick über das Schaffen der letzten sieben Jahre. Das Thema ist immer das nämliche: Eine verkrüppelte, sich ihrer vergewaltigenden Allgegenwart unfroh bewußte, bis zum schieren Fetischismus verstümmelte Sexualität, Günther Wilhelm ist ein realistisch arbeitender Künstler. Ihn interessiert nicht das Abbild einer fassadenhaften Wirklichkeit, sondern der Blick hinter die Fassade. Er lenkt diesen, indem er realistische Bruchstücke zu bedeutungsstiftenden Bildzusammenhängen arrangiert. Dies führt in letzter Konsequenz zum handwerklichen pars pro toto, dem akribisch gestalteten Fetisch eo ipso, der nichts mehr ist als ein Schuhobjekt, ein Corsagen-Abbild oder ein Geschlechtsorgan. Solch thematische Verengung dürfte sich als eine Sackgasse erweisen, aus der sich der Künstler herausarbeiten muß Die früheren Arbeiten stellen Verbindungen zwischen Genital und dem organisch-pflanzlichen Bereich her, oft begleitet von alchimistischen Formeln. Dann findet Günther Wilhelm sein großes Thema der Einschnürung, Unterdrückung und Verdinglichung in der Corsage; zuerst in Verbindung mit der Darstellung des weiblichen Unterleibes, dann nur noch als Symbol. Manches ist hier immer wiederkehrende Variation, aber viele Blätter erreichen Bildkraft, wenn der Fetischcharakter der dargestellten Objekte als Menetekel des Triumpfes, der Niederlage oder des Leidens in Erscheinung tritt. Eine weitere Themengruppe bilden die Gasmasken, Zeichen von Gewalt und kruder Analogiebildung zum sexuellen Bereich. Schuh, Pelz, Leder; Schnürungen Strapse sind Bestandteile der Objekte. Die Lederschnürungen sind von handwerklich sauberer Solidität und wirken kühl distanziert. Umso stärker tritt das fetischhafte in den Schuhobjekten zutage. Die jüngsten Arbeiten zeigen Günther Wilhelm auf den Weg weg von der Vagina und hin zum Penis. Korsetthafte Einschnürungen, jetzt auch im Metallrelief, und bandageartige Halterungen deuten auf Penisangst und Leistungsversagen. Die von einer Männergesellschaft ausgehende Verdinglichung der Sexualität schlägt als Bumerang auf sie zurück. |
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